MSC – Munich Security Competence
Empfehlung

09 Juli 2021
Autor :  
NS Dokumenenzentrum München Susanna Waldorf

Wenn wirtschaftlicher Erfolg mit Geschichte punktet

Als Fremdenführerin und Gästebetreuerin erlebt man ja doch so einiges an Spannung mit Abwechslung und jeder neue Auftrag bringt einen neuen Gast. Diesmal handelt es sich um einen sehr interessierten Sicherheitsminister aus einer Provinz Südafrikas und seine beiden Generäle. Sie waren unglaublich beeindruckend, was für eine Haltung, was für Muckis – ich fühlte mich auf dem ganzen Rundgang gut beschützt. ? Mir stellte sich natürlich die Frage: Was interessiert einen Minister aus Südafrika in München? Nach einem kurzen historischen Geplänkel war mir klar, das Mittelalter ist es jedenfalls nicht. Mit einem gewaltigen Sprung ging es ins 20. Jahrhundert und wir kamen relativ schnell zum 2. Weltkrieg und Adolf Hitler. Der Weltkrieg, Pogrome, Völkermord, Zerstörung und Wiederaufbau – das waren die zentralen Themen. Wie verarbeitet die Hauptstadt der Bewegung seine Geschichte? Und wie hat es Bayern und auch München geschafft, nur 73 Jahren nach Kriegsende so erfolgreich zu sein wie heute?

Mein Gast zog schnell Parallelen zu Südafrika – ein Land, dass Jahrzehnte unter der Apartheid gelitten hat - eine Zeit in der eine „privilegierte“ Minderheit über die Mehrheit der Bevölkerung herrschte. Er wollte wissen, wie kann man diesen Teil der Geschichte angemessen dokumentieren und für die folgenden Generationen nachvollziehbar machen. Ganz leicht hat man sich mit dieser Frage in München auch nicht getan. Die ersten „Memorials“ waren auch eher versteckt und kaum auffindbar. Nun 70 Jahre nach Kriegsende wurde in München das NS-Dokumentationszentrum als Lern- und Erinnerungsort eröffnet und die Hauptstadt der Bewegung ist damit – wenn auch mit Verzögerung – seiner historischen Aufgabe an die Verbrechen der NS-Diktatur zu erinnern, nachgekommen. Ich war beeindruckt wie schnell man sich in einem Land wie Südafrika, dass sicherlich noch mit vielen negativen Nachwirkungen der Apartheit zu kämpfen hat, die Frage nach einer angemessenen historischen Aufarbeitung der Apartheid stellt.

Was ihn ebenso sehr beeindruckte war der offensichtliche wirtschaftliche Erfolg von München. Auch hier konnten wir Parallelen zu seiner Heimat erkennen. Einige Regionen Südafrikas sind eher landwirtschaftlich geprägt und besitzen kaum Bodenschätze. Auch Bayern besitzt vergleichbar wenig Bodenschätze und war nach dem 2. Weltkrieg noch sehr von der Agrarwirtschaft geprägt. Heute dagegen sind wir das reichste Bundesland. Dafür gibt es zahlreiche Gründe, die alleine einen ganztägigen Rundgang erfordert hätten. Ein Kernpunkt liegt sicherlich in der Bildung und der Investition in „Thinktanks“. Zur Veranschaulichung wollte ich ihm dann aber doch noch einen Weltkonzern im Herzen der Stadt zeigen.

Wir sind zur neuen Siemens Konzernzentrale spaziert und ich habe ihnen stolz gezeigt wie offen, wir konnten einfach hineingehen, und vergleichsweise zurückhaltend sich ein erfolgreiches Weltunternehmen präsentiert. Dezente Leuchtreklame, die man kaum sieht, dafür großartige Kunst von Daniel Libeskind umrahmen den Haupteingang der Firmenzentrale. Es bedurfte dort keiner weiteren Worte, die Message war klar.

Vielleicht braucht es genau diese Art von Zurückhaltung und ein bisschen weniger roten Teppich um wirklich erfolgreich zu sein….

Susanna Waldorf - Inside & Outside

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